Menschen begegnen, die Geschichte begreifen
Vom 19. bis zum 29. September begab sich eine Mentorengruppe der Robert-Koch-Schule auf Spurensuche und Menschenbegegnung: Nachdem eine Schülergruppe aus Oborniki Sl nahe Wroclaw, ehemals Breslau, im Juni an der RKS zu Gast war, erfolgte nun der Rückbesuch. Dabei hatte sich Mentor Thomas Gundermann zum Ziel gesetzt, die Fahrt mit dem „Roten Faden“ Drittes Reich, Shoa und Überfall auf Polen zu versehen.
Mit der Bahn ging es zuerst nach Berlin, wo die musealen Möglichkeiten zum Thema besucht wurden. Das Deutsche Historische Museum, das Mahnmal für die ermordeten Juden mit seinem Ort der Erinnerung sowie die ganz neu fertiggestellte Topografie des Terrors beim ehemaligen Gestapohauptquartier bedrückten in ihrer ganzen dokumentarischen Fülle, was aber von dem vollkommen unbegreiflichen Ort des Massenmordes um ein Vielfaches überboten wurde: Nach langer Zugreise wurde Oswiecim, das von den Nazis in Auschwitz umbenannt worden war, erreicht, wo man sich die nötige Ruhe nahm, um das Unbegreifliche zumindest auf sich wirken zu lassen. Eine große Chance, dem düsteren Mysterium etwas näher zu kommen, bot der Besuch von Birkenau. Hier wurden während des Besuches der Jugendlichen rund dreihundert israelische Polizisten vereidigt bzw. gefördert – eine an Symbolträchtigkeit nicht zu überbietende Situation: „Nie wieder werden wir Opfer!“ so die Ausstrahlung dieser Zeremonie. Der schweigende Gang über die Stätten des Grauens machte den Jugendlichen klar, weshalb der nun anschließende Austausch mit jungen Menschen aus Polen so notwendig ist.
Auch im Programm in Oborniki Sl fand sich das Thema Drittes Reich wieder, etwa bei der Besichtigung des Schlosses Fürstenstein, welches heute die von den Nazis eingerichteten Baulichkeiten zeigt, die das Schloss zu einem weiteren „Führerhauptquartier“ machen sollten.
Aber neben diesen ernsten Akzenten stand einfach die fröhliche, kreative und von vielen netten Begegnungen geprägte Zeit in Polen im Mittelpunkt, die dann am Donnerstag mit langen Umarmungen der Partner und viel Wehmut endete. Die Mentorengruppe war dankbar, dass sie diese Erfahrungen machen durfte, was nicht zuletzt durch die großzügige Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks, der Sanddorfstiftung, des Fördervereins Goslar/Trebnicza und des Förderveins der RKS ermöglicht wurde.